Gott und die Welt

Gott und die Welt

Gedanken zur Schöpfung für Gläubige und für jene, die auf dem Weg zu Gott sind.

Die Gottlosigkeit unserer Zeit hat mich veranlasst, dieses Buch zu schreiben. Ein Leben ohne Gott? – Unser aller Leben ist bedeutend mehr als bloß der Ablauf einer irgendwie durchlebten Zeitspanne. Im Aufbau der Welt wurde der Mensch von Anfang an von Gott erschaffen, als Ganzheit von Leib, Seele und Geist, um sein Dasein in und mit der Welt zu verwirklichen. Das Buch „Gott und die Welt“ ist ein Buch ganz neuer Art. Nicht die christliche Glaubensgeschichte steht wie üblich im Mittelpunkt, sondern das Denken und der Glaube der Menschen in der Jetztzeit. Wie eine Zwiebel lässt der Atheismus Hülle für Hülle fallen, und wie bei einer Zwiebel gibt es keinen Kern – am Ende ist nichts übrig. Die Frage, ob es Gott gibt oder nicht, ist leichter zu beantworten, als man glaubt.

Autor: Eckehard Bamberger
ISBN-13: 978-3950349955
Preis: 12,90 €
Seitenanzahl: 100 Seiten, gebunden, Hardcover

Auch über Amazon, Weltbild und Thalia erhältlich.

Leseprobe

Vorwort

„Im Anfang erschuf Gott Himmel und Erde.“ (Gen 1,1)
Ist diese Aussage am Anfang der Heiligen Schrift nur in den Bereich der „Sagen und Mythen“ einzuordnen? Oder sehen wir als Christen darin eine Grundaussage über Gottes Wirken? Nicht eine naturwissenschaftliche Erklärung der Entstehung der Welt, sondern eine theologische Grundgeschichte, auf den Menschen hin geordnet?

Ist der Mensch einfach ein Säugetier wie viele andere, dem zufällig ein wenig mehr Gehirn gewachsen ist, oder doch Gottes unendlich geliebtes Geschöpf, von seinem Schöpfer mit einer unsterblichen Seele ausgestattet, als einziges Wesen imstande Gott „Vater“ zu nennen?
Und – wenn wir diese Grundaussage über Gottes Wirken und Handeln an Welt und Mensch ernst nehmen – ziehen wir die richtigen Konsequenzen daraus? Erkennen wir den ethischen, moralischen Anspruch, jene Herausforderung, die aus diesem Wirken Gottes an uns und dieser Welt entspringt?

Ein Anspruch, der letztlich in jenem doppelten Liebesgebot mündet, mit dem der Gottessohn Jesus Christus alle Gebote, Vorschriften und Gesetze des Alten Bundes zusammenfasst: „Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit deinem ganzen Denken und mit deiner ganzen Kraft. Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden.“ (Mk 12,29-31) Ein Anspruch, bei dem die Liebe als die größte Tugend vor unseren Augen aufleuchtet. “Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe.“ (1 Kor 13,13).

Der geneigte Leser wird, wenn er aus dem christlichen Bereich kommt, diese Fragen mit Zustimmung beantworten können. Und gleichzeitig wissen wir nur allzu gut, wie auch bei praktizierenden Katholiken der Glaube – besser: die Glaubensgewissheit – auch schwach werden kann, wie klare Glaubensaussagen plötzlich fragwürdig erscheinen. Leben nach dem Tod, Auferstehung, Woher und Wohin des Menschen – unser Glaube ist durchaus einem Wandel unterworfen. Oftmals fehlen auch die passenden Argumente, um Rechenschaft über unseren Glauben ablegen zu können, oder jenen, die auf der Suche sind, die Hintergründe und die Sinnhaftigkeit so mancher Glaubenssätze darlegen zu können.

Das vorliegende Buch von Eckehard Bamberger kann eine Hilfe sein. Für den Gläubigen, um neue Festigkeit zu erlangen, für den Suchenden, um stärker einzudringen in jenes unsagbar großartige Geheimnis Gottes, dem wir letztlich nur mit dankbarem Staunen begegnen können.
 
Mag.theol. Martin Leitner
Direktor des Überdiözesanen Priesterseminars Leopoldinum, Heiligenkreuz

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Gibt es einen Gott oder keinen?

Die Frage, ob es Gott gibt oder nicht, ist leichter zu beantworten, als man glaubt. Ja, es gibt Gott. Wer sagt, dass es keinen Gott gibt, ist bloß zu faul, darüber nachzudenken. Atheisten verfügen über weniger Einsicht als die Menschen vor tausend Jahren, die damals in den Urwäldern gelebt haben. Diese Menschen bezogen sich nicht etwa auf die Verehrung der Natur, sondern hatten ihr eigenes Verständnis des Begriffs „Religion“. Die Naturvölker hatten viele geheimnisvolle Wesen, die sie göttlich verehrten, und machten sich sogar Vorstellungen von einem obersten Gott. Alle Regionen der Welt hatten ihre eigenen Götter, zu denen sie Vertrauen hatten und die sie verehrten. Ja, Gott ist eben keine Erfindung des Christentums, aber davon später. Mit Sicherheit waren die Naturvölker hervorragende Beobachter gewesen, denen die Schönheit von Pflanzen, Bäumen und Tieren auffiel, noch mehr ihren Nutzen bewunderten und sich bei ihren Göttern bedanken wollten, weil den Menschen früherer Zeiten die Natur und das Naturgeschehen als die Ordnung ihrer Welt galt.

Ähnlich wurde im mittelalterlichen Denken der Begriff des „ordo“ aufgefasst; Ordnung galt hier als die Ausrichtung alles Seienden auf Gott als Endzweck, was sich auch in der Gesellschaft und ihrer Rangordnung widerspiegelte. Wie der Bereich des Seienden standen auch das Denken und Erkennen unter dem Aspekt der Ordnung.

Des Öfteren taucht die Frage auf, warum es denn so viele Religionen gäbe, die an einen Gott glauben, auf der ganzen Erde und zu allen Zeiten; auch gab es nie einen Volksstamm, der keinen Gottesglauben gehabt hätte. Vor allem die Naturvölker kannten neben ihren Göttern auch Geister und andere Wesen, die sie verehrten. Manche ihrer heiligen Stätten zeugen von ihren Vorstellungen von einem obersten Gott. Meist wurden diesem als Schöpfer und als Urhebergott Besonderheiten zugeschrieben. Nach Überlieferung mancher Stämme sollte dieser unter den Menschen sogar gelebt haben. In Afrika hatte der oberste Gott bisweilen keinen oder unterschiedliche Namen, sodass sogar „Christentum“ als Gottesname übernommen wurde.

Nun in die Neuzeit. Europas Länder leben und erleben ihr Christentum gegenwärtig ziemlich lau. Schenkt man Statistiken und lokalen Erhebungen der Wichtigkeit von Religion Glauben, ist der Aufwärtstrend zugunsten des Atheismus nicht zu übersehen. Der Atheismus als Gesellschaftslehre ist jedoch viel mehr als bloße Religionslosigkeit. Von schlichten Geistern zur Grundlage ihres Handelns genommen, vermag der Atheismus Zügellosigkeit und Verbrechen zu beschwören. Ebenso lebt der nach dem Zweiten Weltkrieg von dem Franzosen Jean-Paul Sartre (1905–1980) initiierte Existenzialismus fort, mit seinem unbestreitbaren Potenzial, Menschen, die kein natürliches Gefühl für Moral haben, zu einem Leben ohne Rücksicht und Verantwortung zu verführen.

Die Philosophie dieser Zeit war der Idealismus der Freiheit. Keine Weltanschauung und kein System der Werte haben Allgemeingültigkeit, lautete damals die Parole. Mit einer solchen Einstellung wurde Sartre ein Verderber, statt ein Philosoph zu sein. Mit seiner atheistischen Einstellung und seinem politischen Engagement – so während der Studentenunruhen vom Mai 1968 – wurde Sartre zum Idol und zur politischen Leitfigur einer ganzen Generation, oder gleich mehrerer Generationen? So wurde der Atheismus zu einer Weltanschauung für ein Leben ohne Gott und eine Befreiung von der Religion.

Einige Worte zum Atheismus.
Der Atheismus (gr. atheos, ohne Gott) ist eine Wortbildung des 16. Jahrhunderts. Schon im Alten Testament im Psalm 14, die Torheit der Gottesleugner, steht geschrieben: Die Toren sagen in ihren Herzen: „Es gibt keinen Gott.“ Dann, im 19. Jahrhundert, wurde jeder Gottesglaube problematisch und man versuchte, in verschiedensten Formen den Atheismus zu begründen. Unter den Philosophen war Sartre derjenige, der sich mit seiner Gottlosigkeit letztlich auf Seifenblasen stützte. Was von seinen Anstrengungen übrig blieb, erschöpfte sich letztlich im Liebäugeln mit einem Weltbild ganz ohne Gott und Religion.

Unter Atheismus versteht man für gewöhnlich die Idee, dass es keinen Gott gibt. Gäbe es Gott für uns Christen nicht, würde das auch heißen, dass es weder unsere schöne Welt noch ein Universum geben würde. Im 19. Jahrhundert lebte einer der größten Philosophen namens Immanuel Kant, der den Begriff Meinung als ein mit Bewusstsein unzureichendes Fürwahrhalten erklärt. Im Unterschied dazu werden Glauben als eine subjektive Gewissheit und Wissen als subjektives und objektives Fürwahrhalten definiert.
So gesehen steht der Atheismus auf zwei Fundamenten – der Meinung und der Lächerlichkeit. Wer vom Atheismus redet, müsste nun verstanden haben, dass dieser keine Philosophie ist, sondern ein Irrtum.

(Übrigens: Jean-Paul Sartre, der sich als großer Philosoph sah, war in Wirklichkeit ein Menschenverderber.)

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Sünde – der Begriff und sein Tun

Hm! Sünde, was soll denn das sein?
Sünde, wer kann sich schon heutzutage darunter etwas vorstellen, vielleicht ein Kind, das in der Religionsstunde aufzeigt und sagt, dass Sünde mit Schuld zusammenhängt? Kann sein, dass ein zweiter Schüler sich einmischt: „Bitte, ich weiß es, das hat etwas mit Übel und Verantwortung zu tun!“ Dann kommt noch eine Schülerin, die laut in die Klasse hineinruft: „Bitte, die Sünden muss man bereuen!“ – So, jetzt wissen wir es: Sünde hat etwas mit Religion zu tun.

Was man unter Verantwortung versteht, wird wohl jeder ahnen, und auch, was Wahrheit und Lüge bedeuten. Wer aufgrund seiner Situation Verantwortung für etwas hat, der muss für seine Handlungen oder Versäumnisse und deren Folgen einstehen. Das christliche Verständnis der Sünde beruht auf der Gemeinsamkeit von Altem und Neuem Testament und ihrer Anschauung, dass Sünde ein gestörtes Verhältnis zu Gott ist. Aus der Bergpredigt ergibt sich dann ein genaueres Verständnis der Schuld gegen Gott. Der tiefe Eindruck der Bergpredigt beruht auf der Schärfe der sittlichen Forderung Jesu, die seiner Verkündung stets zugrunde liegt, hier aber besonders deutlich wird. Die von ihm verkündigte Vollkommenheit liegt im Verzicht auf Besitz, auf Gewalt, auf Durchsetzung der eigenen Rechtsansprüche. Sie ist zusammengefasst im Gebot der unbedingten Nächstenliebe bis zur Liebe des Feindes. Liebe steht nicht für das Gefühl, sondern die Tat. Für den Apostel Paulus ist Sünde nicht der einzelne Verstoß gegen ein Gebot, sondern eine den ganzen Menschen umklammernde Macht, der er durch seine Schuld verfallen ist.

In seinem Brief an die Römer ist über Gottes Zorn und die Ungerechtigkeit der Menschen unter anderem zu lesen: Seit Erschaffung der Welt wird seine unsichtbare Wirklichkeit an den Werken der Schöpfung mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit. Daher sind sie unentschuldbar. Denn sie haben Gott erkannt, ihn aber nicht als Gott geehrt und ihm nicht gedankt. Sie verfielen in ihrem Denken der Nichtigkeit, und ihr unverständiges Herz wurde verfinstert. Sie behaupten, weise zu sein, und wurden zu Toren (1, 20–22. Weiter zu lesen im Brief an die Römer 1, 23–2, 11).

In unserem Glauben spielt die Sünde eine große Rolle. Das Bußsakrament tilgt die nach der Taufe begangenen Sünden durch die Lossprechung des Priesters, wenn der Sünder durch Reue und Sündenbekenntnis mitwirkt. Das Bußsakrament wird biblisch besonders auf Joh. 20, 21–23 zurückgeführt: Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben, wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.

Die Sünde ist der Feind der Liebe. Leider ist unsere eigene Liebesfähigkeit keine fixe Größe. Je nach Einschätzung und Beurteilung unserer Beziehung zur Umwelt verändern sich unser Denken, Fühlen und Handeln wie auch unsere Liebesfähigkeit. So pendelt unsere Liebe ständig zwischen Zuneigung und Abneigung und erweist sich im Umgang mit den Mitmenschen deshalb im hohen Grad als unzuverlässig. Viele werden an dieser Unstetigkeit nichts Sonderbares finden, zu selbstverständlich erleben wir Liebe als ein andauerndes Wechselspiel von Gefühlen.

So ganz anders ist der Weg, den Jesus seinen Jüngern aufgezeigt hat, wie dem Zusammenleben der Menschen ein hohes Maß an Beständigkeit und innerem Zusammenhalt gegeben werden kann: sein Weg der Liebe, Barmherzigkeit und Verzeihung. Mit unserer Seele stehen wir mit Christus in einer Verbindung, die nicht als ein Symbol oder bloße geistige Verbundenheit aufzufassen ist. Aus diesem Verständnis werden wir nämlich selbst Teil der göttlichen Wirklichkeit. In der Sünde manifestiert sich das Böse schlechthin. Seiner Struktur nach ist das Böse ein Geflecht von negativen Beziehungen und Haltungen gegenüber Gott und der Mitwelt. Überall dort, wo Gott nicht mehr der letzte Halt ist, geraten die Wertmaßstäbe durcheinander, denn die Menschen vertauschen die Wahrheit Gottes mit der Lüge. Sünde entsteht durch die bewusste Entscheidung des Menschen gegen die Gebote Gottes und kann das Gott-Mensch-Verhältnis sogar dauerhaft unterbrechen. Die Faktoren, die Sünde entstehen lassen, sind mannigfach, da alle Christen ihren persönlichen Glauben auf ihre Weise erleben. Tag für Tag berichten die Medien über das Böse in seiner Vielgestalt als Mord, Korruption, Diebstahl, Betrügerei, Misshandlung, Sittlichkeitsverbrechen etc., dass einem speiübel davon wird, mit welcher Grausamkeit und Perversion dies alles geschieht. Davon soll hier nicht die Rede sein. Nein, sondern von jener Sünde sei geredet, die uns von Gott zu trennen vermag, wenn wir unserem privaten Gebet, ohne dass wir wissen, warum, keine Bedeutung mehr schenken. Diese Art von Sünde kommt auf gar sanften Pfoten. Natürlich ist man Christ, der sonntags sogar gerne in die Kirche geht. Jeder Tag ist voller Stress und hat zu wenige Stunden, da kann es leicht sein, dass man den lieben Gott vergisst. Das Reden mit Gott, also das Beten zum Allerhöchsten, unser freies Beten zu unserem himmlischen Vater, ist heutzutage vielen verloren gegangen. Schade. Eine Möglichkeit gibt es, die Sünde doch noch zu vertreiben, wenn sich in unseren Wohnräumen das Kreuz Christi befindet. Über Gott nachzudenken und zu Gott zu beten, sind der religiösen Erfahrung nach die spirituellen Quellen eines christlichen Lebens. Beides versiegt, wenn die personale Beziehung des Menschen zu Gott abreißt. Beten hingegen hält den Weg zu Gott offen. Als Christen sehen wir unser freies Beten als Zwiesprache mit Gott. Das Gebet ist Ausdruck unseres Glaubens an den persönlichen Gott und zugleich des kindlichen Vertrauens zu unserem himmlischen Vater. Was wir Gott vorbringen, braucht nicht durchgestylt zu sein. Es ist sicher kein Malheur, wenn unser Gebet, aus welchem Grund immer, manchmal nicht so verläuft, wie wir es vorhatten. Wir dürfen uns vorstellen, dass Gott derartige Notfälle anerkennt und die Aufrichtigkeit unserer Gefühle versteht, wenn wir ihm vorbringen, was uns am Herzen liegt. Wenn unser Glaube dahinsiecht und langsam zerbröckelt, wird auch unser Herz für Gott leer. Dann dauert es nicht mehr lange und wir finden uns in einem spirituellen Niemandsland wieder. Jedenfalls haben wir uns dafür entschieden, den Weg, den Gott für uns vorgesehen hat, endgültig zu verlassen.

Schau doch auf dich! Du bist das Kostbarste auf dieser Welt und nur dir verantwortlich. Du allein bist deines Glückes Schmied, denn nur wer sich selbst der Nächste ist, kann erfolgreich und einigermaßen zufrieden leben. In einer Gesellschaft wie der unsrigen hat Religion mit ihrem Wertekodex nur geringe Chancen, sich in dem Prozess der Selbstfindung ins Spiel zu bringen. Allerdings, wer anfängt, an Gott zu glauben, den kümmert es auch nicht, wie gefährlich der Menschen eigener Weg werden kann, wenn die von Gott in seinen Geboten gesetzten Markierungen missachtet werden. Das Gebot der Nächstenliebe, von Jesus als das wichtigste überhaupt bezeichnet, hätte der Menschheit viel unermessliches Leid erspart, wäre es nur beachtet worden. All das Predigen von den Kanzeln nutzt nichts, wenn die Menschen ihre Herzen für Gott verschließen. Als Ebenbild Gottes, als das wir geschaffen sind, hätten wir jedenfalls die hierfür erforderlichen geistigen und biologischen Anlagen, mit unseren Mitmenschen verständnisvoll und barmherzig umzugehen.

Früher einmal, als man das Böse noch Sünde nannte, verstand man darunter den freien Entschluss des Menschen, die Gebote zu ignorieren und lieber seine eigenen Wege zu gehen. Damals war das Böse noch leicht einzuordnen. Man wusste, dass mit Diebstahl, Lüge, Betrug und Gewalt immer nur falsche Handlungen gesetzt werden, durch die man seinen Mitmenschen Schaden zufügt und der weltlichen Obrigkeit zwecks Bestrafung ausgeliefert war. Mit dem Verlust, den wir das Böse nennen, ging das Empfinden für das Gute gleichfalls verloren. Heute ist der von unserer Gesellschaft hofierte „Egoismus ohne Grenzen“ die alleinige Triebkraft für hemmungslosen Ehrgeiz, für Erfolg- und Machtbesessenheit, der die angeborene Sittlichkeit des Menschen aus den Angeln heben kann oder auch die Saat des Bösen in einem Menschen verstärkt.

Schon seit Jahren steigern Atheisten ihre Aktivitäten mit geradezu missionarischem Eifer, die Menschen von Gott weg zu bekehren und mit ihren Gruppierungen ihren Einfluss auf die Gesellschaft zu vergrößern. Ihrer Gesinnung zufolge gibt es bekanntlich keine Seele, weder Himmel noch Hölle oder ein Weiterleben nach dem Tod. Wo kein ewiger Richter ist, gibt es natürlich auch keine Strafe und folglich auch keine Verantwortung. Wo kein Glaube ist, braucht es auch keine Moral. Auch klar. Oder mit Sartre gesprochen: „Eine wirklich freie menschliche Existenz ist nur dann möglich, wenn es keinen Gott gibt.“ So naiv kann atheistisches Denken sein!

Der christliche Glaube ist eine lebenslange Anstrengung. Seine Lebendigkeit steht sogar in einem direkten Zusammenhang mit dem Ausmaß und der Stetigkeit der Fürsorge, die der Einzelne seinen Mitmenschen entgegenbringt. Soziales Denken und Handeln fördern die wertvollen altruistischen Eigenschaften des Menschen, indem diese gleichzeitig seine Ichbezogenheit aus dem Mittelpunkt seines Lebens rücken. Nächstenliebe gerät aber dadurch leicht in Widerspruch zu den heute überwiegend egozentrisch ausgerichteten Lebensformen unserer Zeit, deren Einflüssen sich der Einzelne nur schwer entziehen kann.

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Lieblingszitat

„Wenn menschliches Leben,
ob mit, ob ohne Gott, zu Ende geht,


bleibt der große Sprung
in die Ewigkeit Gottes
niemandem erspart.“

Eckehard Bamberger

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